Ob im Neubau oder bei einer Bestandssanierung. Eine Wärmebrückenbewertung hilft dabei, die energetischen Berechnungen näher an die Realität zu rücken. Sie erhalten genauere Berechnungen und dämmen nur so viel, wie tatsächlich sinnvoll ist.
Doch zunächst einmal – Was genau ist eigentlich eine Wärmebrücke?
Durch jedes Bauteil, das die thermische Gebäudehülle begrenzt, bewegt sich ein Wärmestrom, der immer von einem wärmeren zu einem kälteren Bereich fließt. Bei einem ungestörten Bauteil, z.B. einer Außenwand, fließt dieser Wärmestrom ungehindert und kann relativ einfach berechnet werden.

Eine Wärmebrücke entsteht immer dann, wenn ein Bauteil „gestört“ wird. Dabei werden zwei Arten von Wärmebrücken unterschieden:
- Geometrische Wärmebrücken: Sie entstehen durch eine Änderung in der Bauteilgeometrie, z.B. bei einer Außenecke eines Gebäudes.
- Stoffliche Wärmebrücken: Dabei findet innerhalb eines Bauteils ein Materialwechsel statt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die auskragende Balkonplatte. Die Außenwände werden von einer Betonplatte durchdrungen. Da Beton in der Regel eine bessere Wärmeleitfähigkeit als die Außenwände aufweist, kann die Wärme an dieser Stelle schneller abtransportiert werden und im Inneren des Gebäudes besteht die Gefahr der Schimmelbildung, da durch das Absenken der Temperatur die Gefahr des Tauwasserausfalls steigt.
Bei der energetischen Berechnung eines Gebäudes werden Wärmeverluste über Wärmebrücken pauschal berücksichtigt, was im Normalfall zu deutlich höheren Wärmeverlusten und damit zu einem schlechteren Ergebniss für das Gebäude führt. Daher gibt es verschiedene Möglichkeiten um die Wärmebrückenverluste genauer zu ermitteln.
Variante 1: Der Gleichwertigkeitsnachweis
Im Beiblatt 2 der DIN 4108 sind für die gängigsten Wärmebrücken detaillierte Ausführungen vorgegeben. Werden alle Wärmebrücken des Gebäudes entsprechend dieser Vorgaben eingehalten, so kann der Wärmebrückenzuschlag halbiert oder sogar gedrittelt werden. Die Berechnung wird genauer, das Gesamtergebnis wird besser und dadurch kann geprüft werden, ob an einer anderen Stelle Material gespart werden kann, da das angestrebte Effizienzhausniveau auch mit einer geringeren Dämmung erreicht wird.
Variante 2: Erweiterter Gleichwertigkeitsnachweis
Insbesondere bei Bestandsgebäuden kommt es häufig vor, dass einzelne Wärmebrücken die im Beiblatt 2 angegebenen Anforderungen nicht erfüllen, bzw. auch nachträglich nicht verbessert werden können. Betrifft dies nur einzelne Wärmebrücken kann dennoch ein Gleichwertigkeitsnachweis erstellt werden, allerdings müssen die abweichenden Wärmebrücken separat berechnet werden und auf den Gleichwertigkeitszuschlag aufaddiert werden.
Variante 3: Detaillierte Wärmebrückenbetrachtung
Bei einer detaillierten Berechnung des Wärmebrückenzuschlags werden alle Wärmebrücken des Gebäudes erfasst, gezeichnet und der jeweilige Wärmebrückenverlust über die Gesamtlänge der Wärmebrücke berücksichtigt. Dieses Verfahren kommt zum Einsatz, wenn ein Gleichwertigkeitsnachweis nicht möglich ist oder wenn im Neubaubereich damit zu rechnen ist, dass der tatsächliche Wärmebrückenverlust deutlich unter dem des Gleichwertigkeitsnachweis liegt.
Zusammengefasst kann man sagen, dass eine Wärmebrückenbewertung mehrere Vorteile bei der Planung und Ausführung von Gebäuden bietet:
- Energieeffizienz: Durch die Identifizierung und Bewertung von Wärmebrücken kann der Energieverlust besser eingeschätzt werden. Dadurch können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um den Wärmeverlust zu minimieren und den Energiebedarf für Heizung und Kühlung zu reduzieren.
- Komfortsteigerung: Eine detaillierte Berechnung hilft, kalte Oberflächen in Innenräumen zu minimieren. Dadurch werden unangenehme Zugluft und Kältezonen vermieden, was den thermischen Komfort erhöht.
- Schimmelprävention: Wärmebrücken können zu erhöhter Feuchtigkeit und Kondensation an den betroffenen Stellen führen, was das Risiko von Schimmelbildung erhöht. Eine genaue Berechnung ermöglicht die frühzeitige Erkennung solcher Problemstellen und die gezielte Umsetzung von Maßnahmen zur Schimmelprävention.
- Bauschäden vermeiden: Durch die Identifizierung von Wärmebrücken können potenzielle Bauschäden, wie beispielsweise Schäden am Mauerwerk oder den Dämmmaterialien, reduziert oder vermieden werden.
- Gesetzliche Anforderungen: Eine detaillierte Wärmebrückenberechnung kann dazu beitragen, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und den Förderbestimmungen zu entsprechen.